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Resilienzstärkung: „Sei doch nicht so zimperlich!“

2019-05-21

Kaum eine andere Krankheitsdiagnose hat in den letzten Jahren so zugenommen wie die der psychischen Erkrankung. Auf Platz 2 hat es die Diagnose bis heute gebracht, Tendenz steigend. Die Ursachen sind vielschichtig und längst sind nicht alle Gründe erforscht. Aber: Dies ist kein Grund untätig zu sein und psychische Erkrankungen nicht ernst zu nehmen – der wirtschaftliche Schaden geht bereits in die Milliarden!

Die Zunahme der Krankmeldungen aufgrund psychischer Erkrankungen nimmt in den letzten Jahren unaufhaltsam und bedrohlich zu und ist inzwischen sowohl zu einer betriebswirtschaftlichen als auch volkswirtschaftlichen Herausforderung, gerade mit Blick auf die Krankenkassen, herangewachsen. Das mag daran liegen, dass der moderne Arzt nicht nur körperliche Symptome mit Medikamenten therapiert, sondern die Psychosomatik hinter den körperlichen Vorgängen hinterfragt und so auf andere Diagnosen stößt.

Resilienz und Digitalisierung

Man könnte an dieser Stelle viel spekulieren über die verschiedenen Ursachen der Zunahme psychischer Erkrankungen, eine davon liegt sicher in der digitalen Revolution unserer Arbeitswelt begründet. Dieser Fachartikel möchte wir einen anderen Weg beschreiten, der in die Richtung führt, unsere Sensibilität dahin gehend zu prüfen und zu hinterfragen, dass wir es möglicherweise schaffen können, gar nicht so viele Probleme so dicht an uns herankommen zu lassen und somit eine ganz neue „Gelassenheit“ zu gewinnen.

Zum Beispiel das Problem und der Stressauslöser Mobbing. Denn zum Mobbing gehören immer mindestens zwei Parteien: derjenige, der das Mobbing initiiert und derjenige, der sich mobben lässt. Fällt Letzterer aus, gibt es kein Mobbing. Wenn man früher sagte: „Sei doch nicht so zimperlich“, dann meinte man damit eine Komponente dessen, die sich heute in dem modernen Wort „Resilienz“ verbirgt. Es geht also darum, Wege zu finden, die uns mental weniger angreifbar machen, was auch bedeuten kann, sich mit einem gewissen „Schutzpanzer“ zu umgeben. Wem es gelingt, (durch ein „dickes Fell“) weniger sensibel auf vermeintliche Anfeindungen von außen zu reagieren, lebt langfristig gesünder.

Eigenständige Erneuerung

Der Begriff der „Resilienz“ wurde bereits in den 1970er Jahren im Fachgebiet der Psychologie eingeführt. Dabei geht es um die Fähigkeit der eigenständigen Erneuerung nach einer tiefen (Lebens-) Krise im Sinne einer Selbstregulation. Heute wird der Begriff außerdem in anderen Disziplinen und anderen Zusammenhängen verwendet, zum Beispiel in:

  • Ingenieurswissenschaften

  • Infrastrukturforschung

  • Ökologie

  • Ökonomie

  • Sozialwissenschaften

Wo auch immer der Begriff der Resilienz auftaucht, es geht dabei immer um die Fähigkeit des Systems, auf Störungsfälle oder Krisen reagieren zu können in Verbindung mit einer Erneuerung, aber ohne eine grundlegende Veränderung. Der Resilienz ist es inhärent, dass das System nicht starr sein darf, um eine ausreichend rasche Anpassung an Veränderungen, die von außen auf das System einwirken, gewährleisten zu können. Demzufolge stellt die Resilienz ein dynamisches Gleichgewicht dar. Für den Einzelnen bedeutet dies zum Beispiel, den Blick zu weiten, nur so lassen sich die entscheidenden Parameter für die eigene resiliente Struktur erkennen. Gemeint ist hier durchaus auch eine Neuausrichtung der eigenen Wertvorstellungen.

Gesellschaftsverändernde Kraft

In der resilienten Struktur ist der ursprüngliche Zustand vor der Krise Ausgangspunkt des Wandels. So ist die Resilienz ein Transformationsprozess, in dem bestehende Strukturen aufgegriffen werden, um sie in widerstandsfähige, zukunftsweisende Formen zu überführen. Im Ergebnis ist die Resilienz eine gesellschaftsverändernde Kraft. Wenn Stress den wirtschaftlichen Erfolg gefährdet, egal, ob sich dies nur auf eine einzelne Person oder auf ein ganzes Unternehmen bezieht, dann muss immer die Frage gestellt werden, wie es um die Resilienz der Person oder des Unternehmens steht. Diese lässt sich nämlich in aller Regel verbessern beziehungsweise stärken, was im Ergebnis zu einer „Heilung“ der Problemlagen führen wird.

Doch aktuelle gesellschaftliche Trends setzen Mitarbeiter immer mehr unter Druck. Alles muss schneller, effizienter, und kostengünstiger werden. Diese Anforderungen lösen nicht selten Stress aus. Resilienz hingegen bedeutet so viel wie psychische Widerstandsfähigkeit. Damit gemeint ist die Fähigkeit, Krisen mit Hilfe persönlicher und sozialer Ressourcen zu meistern und aus ihnen zu lernen. Ein neues Booklet von Winfried Neun zeigt Wege aus der Stress-Falle auf. Das Booklet erscheint in der Reihe X-Press Wissen.

Widerstandsfähigkeit geistig wie psychisch

„Man never made any material as resilient as the human spirit.“ (Sir Bernard Arthur Owen Williams, Philosoph 1929-2003). Dieses Zitat von Bernard Williams bringt Resilienz auf den Punkt: Die Menschheit hat nie etwas Widerstandsfähigeres hervorgebracht als den menschlichen Geist. Resilienz bedeutet also so viel wie geistige oder psychische Widerstandsfähigkeit. Insgesamt umfasst Resilienz alle Fähigkeiten, die eine Person davor schützen, eine psychische Erkrankung zu entwickeln.

Im Hinblick auf aktuelle Fehlzeitenreports der Krankenkassen, die zeigen, dass Arbeitsausfälle wegen psychischen Erkrankungen deutlich steigende Tendenzen haben, rückt Resilienz immer mehr in den Vordergrund: Wie kann ich mich vor einem Burn-out schützen? Welche Verantwortung kommt dem Arbeitgeber dabei zu? Welche Konsequenzen haben Stress und Überbelastungen für mich und mein Team? Was bedeuten diese ganzen Begriffe überhaupt und ist das nicht alles das gleiche? Diese und ähnliche Fragen möchte dieses Booklet beantworten und dabei helfen, mit Resilienz und Gelassenheit durch den Alltag zu gehen.

Präventive Vorsorge gegen Stress

Das Booklet von Winfried Neun legt zuerst das Augenmerk auf die Konsequenzen von Dauerbelastungen und Dauerstress. Damit soll aufgezeigt werden, warum es Sinn macht, sich dem Thema zu widmen und zwar sowohl als Einzelperson aber auch als Unternehmen. Konsequenzen zeichnen sich sowohl in Unternehmen als auch in der Gesellschaft ab. Nicht zuletzt sind die Leidtragenden aber jeder einzelne Erkrankte oder unter Stress Leidende. Die Vision des Autor ist, dass die gezielte Resilienz-Stärkung  von Menschen keine Reaktion auf auftretende Krankheitssymptome mehr ist, sondern das eine psychische Stärkung gegen Stress und Belastungen genauso als Präventionsmaßnahme wie zum Beispiel die „Rückenstärkungs-Übungen“ für Büromitarbeiter angesehen und damit alltäglicher Bestandteil medizinischer Vorsorge wird.

Wege aus der Stress-Falle

2019-05-21

Generell ist Stress nicht negativ, er dient vielmehr als Warnsignal vor Gefahren, kann zu besseren Leistungen beflügeln und beschert Glücksgefühle. Steht man jedoch unter Dauerstress hat das negative Auswirkungen. Die Krankheitstage aufgrund psychischer Erkrankungen steigen seit Jahren stetig.

Dabei ist Stress nicht gleich Stress. Der sogenannte „Eu-Stress“ ist eine gute, förderliche Form, die zwar kein Dauerzustand werden darf, aber in der richtigen Dosis zu einem Anstieg der Produktivität und der Qualität der Arbeitsleistung führt. Der „Di-Stress“ hingegen ist der zerstörerische Stress, unter dem viele Menschen tatsächlich leiden. Er tut weder der Arbeitsleistung noch der Gesundheit gut und kann regelrecht krank machen. Wie kann man sich also vor zu viel schädlichem Stress schützen, bevor das geschieht? Antworten dazu gibt unter anderem ein neues Booklet von Winfried Neun „Mit Resilienz und Gelassenheit durch den Alltag“.

Ausgleich zum Stress finden

Ganz vermeiden lässt sich Stress oft nicht. Den Job kann man nicht so schnell wechseln, die Kinder können nicht spontan dem Babysitter überlassen werden. Wenn es also nicht möglich ist, Stressfaktoren kurzfristig aus der Welt zu schaffen, braucht es einen Ausgleich. Dieser muss tiefe Entspannung erlauben, denn das baut die Stresshormone im Körper ab und somit können sie ihre potenziell schädlichen Auswirkungen nicht mehr entfalten. Tatsächlich effizient sind Sport und Bewegung, denn Stress ist eine Fight-or-Flight-Reaktion. Das bedeutet, entweder wird die körperliche Anspannung zum Kampf oder zur Flucht benutzt, was aber beides Bewegung bedeutet. Da er danach nicht mehr gebraucht wird, wird er währenddessen abgebaut.

Die Stress-Landkarte: Was stresst mich?

Oft wissen wir gar nicht, was uns so belastet. Wir sind bereits morgens beim Autofahren ins Büro angespannt und genervt. Abends ist es trotz getaner Arbeit nicht wirklich besser. Einkaufen ist ein reiner Spießrutenlauf, selbst langsam laufende Menschen bringen uns auf die Palme. Das alles ist aber gar nicht das wesentliche Problem. Es geht in Wahrheit um ganz andere Dinge. Und um diese zu erkennen, müssen wir sie manchmal erst aufmalen. Sich selbst malt man in die Mitte des Bildes und zeichnet dann alle Stressfaktoren ein, die im Moment aufs Wohlbefinden einwirken. Dadurch werden uns Stressoren bewusst, die wir bis jetzt vielleicht gar nicht richtig ernst genommen oder überhaupt gesehen haben.

Stressfaktoren langfristig angehen

Es ist nicht immer möglich, die wahren Stressfaktoren jetzt sofort umzustellen. Langfristig aber muss sich hier etwas ändern, andernfalls wird der Stress immer nur kompensiert und besteht trotzdem weiter. Deswegen sollte überlegt werden, was geändert werden muss und wie das funktionieren kann. Können die Kinder eine Stunde länger in der Kita bleiben, damit der Einkauf vorher stressfrei ohne sie erledigt werden kann. Welche Jobs sind derzeit ausgeschrieben, die näher am Wohnort liegen? Wichtig hierbei sind realistische Veränderungen, die sich wirklich umsetzen lassen, auch wenn es bis dahin noch eine Weile dauert.

Resilienz – die Gesundheitsvorsorge der Zukunft

1970-01-01

Interview aus dem Fachmagazin von Winfried Neun, der NEUNsight:

Im Interview mit der NEUNsight zeigt sich Sabine Winterstein, Gruppenleiterin Betriebliches Gesundheitsmanagement der DAK Gesundheit davon überzeugt, dass in Zukunft den so genannten „weichen Faktoren“ wie Stress-Resilienz mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden muss. Mit einer fundierten Ausbildung zum „Resilienz Coach“ der  Allensbacher K.O.M. GmbH ist der erste Schritt zum besseren Umgang mit Belastungssituationen getan. Lassen Sie sich coachen!

NEUNsight:

Einige DAK-Mitarbeiter haben die K.O.M.-Ausbildung zu Resilienz Coaches absolviert. Wie beurteilen Sie den Erfolg der Weiterbildung?

Sabine Winterstein:

Ich bin sehr zufrieden mit den Ergebnissen. Die Mitarbeiter haben durch die Ausbildung ein umfassendes Verständnis von Resilienz erhalten. Sie können nun eine Standortbestimmung an sich und für andere zum Thema Veränderungskompetenzen und Resilienz vornehmen. Sie sind sensibilisiert für den Umgang mit Stress und können sich und andere für den Umgang mit Belastungssituationen besser vorbereiten. bzw. umgehen. Man konnte das bereits während der Ausbildung beobachten.

NEUNsight:

Ist die Abwehr von berufsbedingtem Stress die Gesundheitsvorsorge der Zukunft angesichts steigender Fallzahlen von psychischen Erkrankungen?

Sabine Winterstein:

Ja aus meiner Sicht ist es sehr wichtig sich dieses Thema in den Unternehmen anzunehmen und Angebote zur Stressreduzierung zu machen. Ich denke aber nicht, dass wir Stress abwehren können im Sinne einer kompletten Reduzierung oder Vermeidung.

Vielmehr ist der reflektierte Umgang, die Möglichkeit die Stressentlastungen zu erkennen, eine gewisse Kontrollüberzeugung und Selbstwirksamkeit zu vermitteln, sind diese Ansätze dazu geeignet den Stress und damit die psychischen Belastungen zu reduzieren. Das sollte der Schwerpunkt bei den Angeboten zur Gesundheitsförderung in den Unternehmen sein.  Die Gesundheitsvorsorge muss in der Zukunft noch viel stärker auf die weichen Faktoren abzielen als auf die Förderung der Bewegung.  Das ist natürlich auch wichtig, geht aber an den Ursachen von Stress oft vorbei.

Hier sollten auch die Organisations-und Prozessabläufe viel stärker Berücksichtigung finden. Und damit sind wir bei auch bei Resilienz. Die psychischen Belastungsfaktoren können durch organisationale und prozessorientierte Resilienz bewältigt werden.

Besonderes Augenmerk sollte dabei auf die Führungskräfte gerichtet werden. Denn Führungskräfte sind für die Mitarbeiter der wichtigste Bezugsrahmen innerhalb des Unternehmens und oft auch der größte Stressfaktor.

Unternehmen sollten Ihr Augenmerk verstärkt auf den Aufbau und Ausbau der erforderlichen Ressourcen richten und Angebote zur Resilienz anbieten. Darin liegt die Gesundheitsvorsorge der Zukunft.

NEUNsight:

Welche Rolle spielt für Sie bei steigenden Fallzahlen die immer weiteren Bereiche erfassende Digitalisierung der Berufswelt und des Privatlebens?

Sabine Winterstein:

Gerade bei der Arbeitswelt 4.0 spielt die Digitalisierung eine besondere Rolle. Durch die Digitalisierung finden aus meiner Sicht die stärksten Veränderungen im Unternehmen statt. Der Fokus wird auf die Erschließung von Kunden und Märkten gesetzt. Die Flexibilisierung durch die digitalen Technologien stellen große Potenziale für die Unternehmen, aber auch für die Mitarbeiter dar. So können die Beschäftigten durch mehr Selbstbestimmung, Gestaltungsspielräume und durch flexible Möglichkeit der Domain-Life-Balance motiviert werden.

Neben den vielen Chancen liegt hier aber auch das Belastungspotential für die Beschäftigten. Permanent erlebbare Phänomene wie die Emailflut, Erreichbarkeit bis spät in den Abend und im Urlaub, permanente Umstrukturierungen und nicht abgestimmte Prozesse von Technologien, Organisationsstrukturen und Menschen verschärfen unter der digitalen Umgestaltung, der veränderten Geschwindigkeit im Berufsumfeld, die Belastungssituation des Einzelnen. Es fehlen die benötigten Phasen der Regeneration und aktiver Kommunikationsarbeit (Thema Verstehbarkeit, Sinnhaftigkeit und Handhabbarkeit.

Und dies führt zu Phänomen wie Überforderung oder sogar Burnout. Hier müssen gezielt die Führungskräfte und Beschäftigten durch Stärkung der Resilienzfähigkeiten gefördert werden.

NEUNsight:

Welche Maßnahmen halten Sie für geeignet, um eine umfassendere Resilienz gegen die neuen Stressfaktoren des Berufslebens aufzubauen?

Sabine Winterstein:

Zum einen sollten Maßnahmen der Kommunikation und der Teamentwicklung, Qualifizierung der Führungskräfte zum Thema Führen auf Distanz und Wertschätzung bei Vertrauensarbeit (Nichtkontrollierbare Leistung durch verstärkte Mobilität), Mitarbeiterbindung und Gesundheitsfürsorge sowie Angebote zur Stressbewältigung und Resilienz für die Beschäftigten angeboten werden. Darüber hinaus sind sicher strukturelle Maßnahmen wie Abschaltung der Accounts ab 18.30 im Zusammenhang mit Handlungs- und Führungsleitlinien sinnvoll. Die DAK-Gesundheit unterstützt hier in allen Bereichen und bietet darüber hinaus mit unseren Resilienz-Coaches auch Resilienz- Beratung an.

NEUNsight:

Wie passt die Ausbildung Ihrer Mitarbeiter zu Resilienz Coaches in ein solches Maßnahmenpaket?

Sabine Winterstein:

Bestandteil eines Resilienz-Coachings ist neben der Auftragsklärung mit dem Unternehmen die Diagnostik und die Ableitung von Maßnahmen zum Aufbau von Resilienz-Faktoren.

Ein wichtiger Schlüssel im Umgang mit den neuen Stressfaktoren besteht darin, die Fähigkeiten zur Selbstregulation bei sich, als Mitarbeiter, und im Unternehmen wahrzunehmen und auszubauen.

Der Resilienz-Coach kann durch gezielte Fragen und Methoden unterstützen, die Handlungsspielräume auszuloten, die persönlichen Aufgaben und das eigene Zeitmanagement zu überprüfen, das soziale Netzwerk zu beleuchten und besser zu nutzen und die Fähigkeit im Umgang mit Enttäuschungen und Druck umzugehen, verbessern.

Dies alles sind wichtige Faktoren um beim Einzelnen einen verbesserten Umgang mit Stress zu erzielen und im Unternehmen können die Erkenntnisse dazu beitragen auch strukturelle und prozessorientierte Veränderungen einzuleiten.